Vergangenen Samstag war es wieder so weit: Zum zweiten Mal wurde der Münchener Fotomarathon veranstaltet. Bereits letztes Jahr hatte ich über meine Erfahrungen berichtet und seinerzeit beschlossen definitiv wieder dabei zu sein, die ganze Sache dieses Jahr jedoch aufgrund meiner bescheidenen Ergebnisse anders an zu gehen.
Der erste Ansatz war, dass ich zu allen Themen erstmal ein Brainstorming starten muss. Im letzten Jahr bin ich los marschiert mit der Hoffnung, dass die Ideen beim gehen entstehen. Und dieser Reim war kreativer als das meiste von dem was dabei entstand.
Zweiter Punkt war die Vorbereitung in Heimat und Sachkunde. Ich erstellte mir eine Liste aller Sehenswürdigkeiten im Umkreis des Startplatzes mit groben Entfernungsangaben. Gebraucht hab ich’s am Ende nicht.
Als letztes kam natürlich auch noch die kreative Vorbereitung, indem ich mir von allen möglichen Fotomarathonen aus ganz Deutschland die Ergebnisse ansah. Das denke ich war wirklich sinnvoll um einfach ein Gefühl zu bekommen, wie unterschiedlich man an ein Thema herangehen kann,
Los geht’s
Wie auch schon im letzten Jahr, begann der Fotomarathon nach der Anmeldung um 11:00 Uhr mit einer Rede und ein paar motivierenden Worten im Hofbräukeller in der Inneren Wiener Strasse. Hierbei wurde auch schon das Oberthema bekannt gegeben, welches in allen Bildern als roter Faden mitlaufen sollte: ‘Mia schau’n bayrisch!’.
Nun ja, kann man sich ja einiges drunter vorstellen, jedoch sollte es ja nicht schwer sein bei einem Münchener Fotomarathon bayrische Elemente unter zu bringen. Spontan kamen mir Gedanken wie ‘Ich mache einfach jedes Bild durch einen Masskrug’, oder ‘Ich brauche eine bayrische Flagge’, aber am Ende entschied ich mich dazu, erstmal die Einzelthemen ab zu warten – im Nachgang betrachtet wohl ein Fehler. Die Einzelthemen wurden direkt im Anschluss nach dem Startschuss an den Ausgängen verteilt. Im Gegensatz zum Vorjahr, hastete ich jedoch nicht sofort mit dem Zettel los, sondern setzte mich erstmal wieder an meinen Tisch und startete in Begleitung von 2 Kaffes mein Brainstorming zu den ersten 6 Themen:
- Löwengrube
- Weißblaue G’schichten
- Ein Münchner im Himmel
- Monaco Franze
- Irgendwie und Sowieso
- Königlich bayrisches Amtsgericht
Unter Löwengrube konnte man sich viel vorstellen. Ich ging davon aus, dass viele Leute einfach eine Löwenstatue suchen würden, die entsprechende Strasse fotografieren oder aber zum Löwenbräukeller marschieren würden. Der Punkt der mir persönlich beim Brainstorming am originellsten erschien war allerdings das Grünwaldstadion. Schließlich ist es für viele Tribünen-Besucher die Grube der Löwen. Der Punkt über den ich noch nicht nachgedacht hatte bis ich das Stadion erreichte war, dass man es ja nur von aussen fotografieren kann ohne eine entsprechende Genehmigung zu besitzen. Abgesehen davon war das Stadion ohnehin versperrt. Und dann bei einem Blick durch den Zaun auch noch die Startnummer unterbringen, ohne den Zettel einfach lapidar mit ins Bild zu bringen erschien mir selbst nach 40 Minuten immer noch unmöglich und ich entschied mich am Ende für eine Seitenansicht der Tribüneneingänge, welche zeigen sollten, dass es sich um das Stadion handelt und dass es hierbei eine Tribüne und somit auch eine Grube gibt.
Für Weißblaue G’schichten ergab mein Brainstorming ratschende Bayern, bayrische Märchenbücher und noch allerlei andere vereinzelte Gedanken. Ich entschied mich, die Augen auf dem Weg zum und um das 60er Stadion offen zu halten, da ich kein konkretes Bild im Kopf hatte. Schliesslich muss man auch schnell und effizient arbeiten und das geht am besten wenn man hier und da improvisiert. Am Ende entstand das Bild der Weiß-Blauen Autobahnschilder mit der Kirche im Hintergrund zum einen deshalb, da dieses auf dem Weg zu einem Kran lag ( siehe nächstes Thema ) und zum anderen, da mich diese Schilder immer auf den Mittleren Ring führen, welcher ja selbst eine lange Geschichte hinter und ebenso vor sich hat.
Beim dritten Thema, dem Münchner im Himmel, kommt einem natürlich als aller erstes der Aloisius in den Sinn. Ich entschied jedoch bewusst, das Thema anders an zu gehen als vermutlich 80% der übrigen Teilnehmer indem ich nach einer Figur hoch am Maibaum, einen Trachtler der sein Bier bekommt oder aber einen Kran vor Weißblauem Himmel Ausschau halte. Am Ende entdeckte ich eine ganze Kransammlung auf dem Weg zum Löwen-Stadion und nahm mir vor, diese vor weißblauem Himmel ab zu lichten.
Monaco Franze, als nächstes Thema ist natürlich ein Begriff. Was läge da näher als das Bild eines Frauenhelden mit zwei Damen im Arm? Oder aber eine Person die dem Monaco Franze sehr ähnlich sieht? Oder aber das Bild vom Monaco Franze, wie es in der Schwabinger Destillerie für die Herstellung des bekannten Vodkas verwendet wird? Ich erinnerte mich, doch vor einiger Zeit mal ein Rennrad mit den Emblemen vom Monaco Franze gesehen zu haben. Und wie sich herausstellte hatte die Distillerie zwar zu, aber das Rennrad stand vor der Türe und bot mir seine Griffe als Motiv.
Irgendwie und Sowieso war mein Angstgegner der ersten Runde. Ausser Hippiezeit fand ich hier kein weiteres Stichwort. Ich dachte mir, irgendwie kommt mir sowieso schon was vor die Linse, wenn ich nur fest dran glaube. Am Ende musste auch hier improvisiert werden und ich nahm die bunten Schirme einer Schwabinger Bar zusammen mit der Begrünung als Erinnerung an die Hippi-Zeit.
Zu Guter letzt für die erste Runde stand nun nur noch das königlich bayrische Amtsgericht aus. Hier hatte ich sofort Justitia im Sinn und wurde dank Google auch schnell fündig. Eine einfache und schnelle Entscheidung offenbarte sich, als ich erstmal am Amtsgericht zwischen Hauptbahnhof und Stachus angekommen war und meinen Blick zum Dach schweifen ließ.
Tja, so war nun also die erste Hälfte schonmal im Kasten. Auch wenn ich nun im Vergleich zum Vorjahr von Anfang an mehr Ahnung hatte, in welche Richtung das ganze gehen sollte, fiel mir in der Halbzeit zum ersten mal auf, dass ich das Oberthema im Laufe der Aufnahmen nicht mehr bewusst im Auge gehalten hatte. Zwar hatte für mich jedes Bild irgendwie etwas mit Bayern und meinem Blick auf Bayern zu tun, doch für den geneigten und ortsunkundigen Beobachter könnte das ganz und gar nicht so sein. Und während ich an der Kamps Bäckerei am Sendlinger Tor auf die Ausgabe des nächsten Zettels wartete und so vor mich hin überlegte kam mir eine Idee, wie ich diese Themen deutlich besser hätte umsetzen können. Tja, nun in halber Zeit nochmal von vorne anfangen kam nicht in Frage. Schade eigentlich, denn ich denke dass mein Geistesblitz eine hammermässige Reihe abgegeben hätte. Vielleicht mache ich sie ja noch nach.
Aus den Gedanken gerissen wurde ich durch die Übergabe des nächsten Themenzettels und dieser holte mich sofort wieder zurück auf den Boden. Noch mehr Angstthemen und auf den ersten Blick unerklärliche Begriffe zeigten sich:
- Zur Freiheit
- Die schnelle Gerdi
- Kir Royal
- Der ganz normale Wahnsinn
- Der Alte
- Rama Dama
Nächste Runde, altes Glück. Also setzte ich mich mit meinem Zettel erstmal auf einen gemütlichen Ruß’ in den Biergarten am Sendlinger Tor und begann erneut mit dem Brainstorming.
Zur Freiheit würden nun bestimmt die meissten Fahren. Natürlich, bietet sich ja an. Aber nachdem ich von dort eben erst kam, entschied ich mich dagegen und beschloss mich eher auf die im Brainstorming herausgepurzelten Fetzen wie ‘Verschlossene Tür’, ‘Zaun’, ‘Gitter’, ‘Schloss’ zu fixieren. Beim Spaziergang durch den Park am Elisenhof sah ich dann, wie ein kleiner Junge aus dem Spielplatz abhauen wollte, den Griff aber nicht ziehen konnte. Leider war der Junge schon wieder weg und ich konnte keine greifende Hand mit abbilden, entschied mich aber trotzdem für das Tor als Motiv aus der Sicht des Jungen.
Die schnelle Gerdi war vermutlich nicht nur für mich schnell klar. Mal eben nach einem interessanten Hintergrund gesucht, ND Filter drauf und einige Langzeitbelichtungen von vorbei rasenden Taxen. Nicht zufrieden stellend. Also die Idee umgedreht und einige Mitzieher gemacht – besser. Nun noch ein Taxi anständig erwischen und weiter ging es mit dem nächsten Thema.
In der Schule hätte es nun geheissen ‘Themaverfehlung, setzen sechs’. In der Uni wäre es vermutlich an der Quellenangabe gescheitert. Doch beim Fotomarathon verband ich aus irgendeinem Grund ‘Kir Royal’ mit Kirschen. Kurzerhand wurde also eine Tüte Kirschen besorgt und eine davon in ein goldenes Kleid gesteckt. Mein Dank an den Obletter und seine Bastelabteilung. In diesem Moment fand ich die Idee super. Als ich danach mal auf die Idee kam zu recherchieren was im Kir Royal eigentlich sonst noch so drinnen ist nicht mehr…
Für den ganz normalen Wahnsinn kam mir natürlich sofort der Luise Kisselbach Platz in den Kopf. Leider mangelte es an Fahrgelegenheiten dorthin und die Zeit wurde auch langsam knapp. Wo ich so viel Zeit verbraucht hatte, weiß ich allerdings immer noch nicht. Fakt ist, dass am Ende ein paar Langzeitaufnahmen von der überfüllten Shoppingmeile so wie einige ‘Sale’ und ‘Ausverkauf’ Bilder entstanden. Entschieden habe ich mich dann für ein Bild der Shoppingmeile welches ich aus der Hand, Langzeitbelichtet und mit drehen am Zoom geschossen habe und ein bisschen die Hektik und den Wahnsinnigen Kaufrausch wiederspiegeln soll.
Fast fertig dachte ich mir, als ich plötzlich einen Müllwagen sah, der die Fussgängerzone hinauf fuhr und sämtliche Mülleimer entleerte. Perfekt für Rama Dama, aber wo sollte ich nun auf die Schnelle einen alten her bekommen. Schnell rüber zum bayrischen Hof gerannt, eine Statue fotografiert. Auf dem Weg zurück dann noch ein Bild vom Polzeipräsidium als alternative und den Müllmann gejagt. So entstanden meine letzten zwei Bilder recht hektisch hintereinander zumal ich plötzlich feststellte, dass mir die Zeit davon lief.
Alle Bilder im Kasten ging es wieder ab in die U-Bahn zurück zum Hofbräu-Keller. Langsam liess die Anspannung der letzten Stunden nach. Kanpp 33 Kilometer war ich nun unterwegs, verriet mir meine App. Pünktlich als sich ein herrlich entspanntes Gefühl einstellte fiel mir ein, dass ich noch gar nicht aus sortiert hatte! Jetzt aber schnell, denn ich war fast da und es war bereits kurz vor knapp.
Fazit
Mein Fazit zu diesem Marathon der besonderen Art ist als aller erstes mal: Wenn Münchner was Organisieren dann läuft des. Und wenn da auch noch die dabei sind, die sonst den Photowalk machen erst recht. Mit anderen Worten: Wie bereits im Vorjahr geht mein höchstes Lob an die Organisatoren, die sich so viel Mühe gegeben haben um so einem Haufen verrückter einen unvergesslichen Tag zu spendieren.
Was mich persönlich angeht, so habe ich das Gefühl, dass ich im Vergleich zum Vorjahr besser geworden bin, aber meine wirklich kreative Phase muss noch Stressresistenter werden. Denn wenn erst in der Halbzeit die Idee zu einer Fotostory mit rotem Faden und allem was dazu gehört kommt, ist das zu spät.
Konstantin Articus
24. July 2013 — 20:27
Der Fahrradlenker gefällt mir gut! Und die Idee eine Kirsche anzumalen finde ich auch witzig. Mit welcher App hast Du Deine Route erfaßt?
web_rene
31. July 2013 — 16:14
Das war mit Endomondo. Wobei ich normalerweise lieber Komoot verwende.
Jürgen
25. July 2013 — 22:56
Jetzt kenne ich meine Kilometer auch, Deine Strecke sieht meiner ziemlich ähnlich, erschreckend, ich hatte mit 1/3 weniger gerechnet, aber der Event hat ja das Wort Marathon im Titel, könnten noch ein Paar Kilometer beim nächsten mal dazu kommen 😉